Medien

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Die Fachstelle in den Medien

WESER-KURIER 14.01.2014
Wenn Männer Opfer von Gewalt werden

RADIO BREMEN TV, buten und binnen, 11.09.2013

Gespräch mit Christian Spoden zur Tötung eines Jugendlichen in Kirchweyhe (Kreis Diepholz)

Der Fall habe sich ungewöhnlich hoch geschaukelt, beobachtet Christian Spoden, Geschäftsführer der Bremer Fachstelle für Gewaltprävention: „Selbstverständlich hat ein verurteilter Sexualstraftäter ein Anrecht auf seinen Arbeitsplatz.“

Vorausgesetzt, die Straftat stehe nicht im Zusammenhang mit seiner Arbeit, so Spoden. Das heißt im Fall von Kindermissbrauch, wenn keine Kinder durch den Kontakt gefährdet sind. Oder dass es keine Opfer gibt, die mit dem Täter zusammen arbeiten müssten. Spoden bietet in Kooperation mit der Gesellschaft für Integrative Soziale Beratung und Unterstützung (GISBU) Beratung für sexuelle Straftäter in Bremerhaven an. Der Therapeut arbeitet mit jugendlichen und erwachsenen Sexualstraftätern, aber auch mit sexuell missbrauchten Kindern. „In der Beratung werden die Opfer immer mitbedacht. Der Fokus liegt darauf, Verantwortung zu übernehmen, Schuld einzugestehen und Mitgefühl für das Opfer zu entwickeln“, so Spoden. „Jeder Schritt ist dem Opferschutz gewidmet.“ Dazu gehöre auch die Möglichkeit, den Täter nach Verurteilung und Bestrafung wieder in die Gesellschaft zu integrieren.

Denn Stigmatisierung, Mobbing oder Ausgrenzung könnten zur Gefährdung der potenziellen Opfer führen: „Weil sich der Täter am Rande der Gesellschaft selbst aufgeben, erneut Aggressionen entwickeln und in eine ,Egal-Haltung‘ stürzen könnte“, erklärt der Therapeut. „Bekannte und verurteilte Sexualstraftäter haben es grundsätzlich schwer, ihren Platz in der Gesellschaft wieder einzunehmen, obwohl die Rückfallquote selbst bei unbehandelten Fällen niedriger ist als bei anderen Straftaten“, weiß Spoden aus Erfahrung.

Eine für ihn wichtige Frage sei: „Wie geht die Gesellschaft mit reuigen und verurteilten Straftätern um?“ Wenn jemand für seine Fehler Verantwortung übernehme, werde das von der Öffentlichkeit häufig nicht gewürdigt, meint der Experte. „Vergeben ist fast ein Unwort in öffentlichem Diskurs“, so Spoden, „Ziel unserer Arbeit ist, dafür zu sorgen, dass der Täter die volle Verantwortung übernimmt, Wiedergutmachung leistet und sich auch der Wut der Opfer stellt.“ Rache und doppelte Bestrafung seien hingegen nicht zu tolerieren. Auch auf der Opferseite fühlten sich irrationalerweise gerade missbrauchte Kinder schuldig, wenn zum Beispiel durch einen Missbrauchsfall Familien auseinanderbrechen. Spoden: „Es wird den Kindern nicht geholfen, wenn durch gesellschaftliche Ächtung und Stigmatisierung die Situation öffentlich hohe Wellen schlägt.“

Man müsse in solchen Fällen die Haltung überprüfen: „Hat der Fehler etwas mit dem Betrieb zu tun? Grundsätzlich müssen Betriebsrat und Personalleitung dafür sorgen, dass nicht Öl ins Feuer gegossen wird“, stellt Spoden klar. Denn jeder Arbeitnehmer müsse vor Angriffen geschützt werden. Spoden: „Es geht hier um Prinzipien der Rechtstaatlichkeit. Ob der Betroffene selbst dem gesellschaftlichen Druck standhalten kann, ist eine andere Frage.“ Es komme aber nur selten vor, dass einem Sexualstraftäter von einem Arbeitsger